Dexter

Dexter
I'm not a princess...I'm a Khaleesi!

Montag, 4. Juni 2018

Du bist überrascht.
Du hast nicht damit gerechnet, dass es so leicht sein würde.

Normalerweise würdest du jetzt jemand anderem die Schuld geben.
Wie du es immer tust.
…schon immer getan hast.
Doch dieses Mal kannst du niemand anderen dafür verantwortlich machen.
Nicht Marc.
Nicht Lisa.
Nicht Emma.
… Und auch nicht ihn.
Du bist schuld!
…und das weißt du ganz genau.
Niemand hat dich dazu gezwungen.
Es war deine Entscheidung.
…ganz allein Deine!
Du wusstest, wie es enden würde.
Du wusstest, dass ihr auf einem Balkon steht.
Und du wusstest auch, dass es darunter viele Meter in die Tiefe geht.
…..Doch du hast trotzdem zugeschlagen …. Mit voller Kraft.
Alles lag in diesem einen Schlag.
Hass
Wut
Angst
Verzweiflung
Fassungslosigkeit
….und Liebe
Du hast ausgeholt und gehofft, es würde ihn treffen…
wie sehr, war dir egal.
Du wolltest ihn verletzen, so wie er dich verletzt hatte.
Und er fiel….
…lange…

Du steigst auf das Geländer.
Die letzte Barriere, die dich von ihm trennt.
Von dem, was du getan hast.
Du siehst ihm in die Augen.
….und lässt dich fallen.




Joelle Hascher

'' ..... Los jetzt !!! ...Mach endlich !!!!...Oder traust du dich nicht ? '' ...ER schaute selenruhig zu mir hinauf...ohne die leiseste Spur von Zweifel. Ich verstand nicht, wie ER in einer solchen Situation die Ruhe bewaren konnte...und ich verstand auch nicht, wie ER auf solch eine erschreckende Idee gekommen war. Das hier war kein Spiel….auch keine lächerliche Mutprobe.. Das hier war ernst ! ER würde sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen, das war mir bereits klargeworden, als ER mir das erste mal seine Gedanken offenbarte. Ich hatte ihn schon immer für einen grüblerischen Menschen gehalten, doch was ich vor wenigen Wochen von ihm erfuhr, schockierte mich dennoch. . Nein... nicht seine Gedanken schockierten mich so sehr, sondern vielmehr sein Pläne, dem Ganzen ein Ende zu setzten.
 Weshalb wir heute hier sind...allein...völlig abgeschieden vom Rest der Zivilisation. In einem Teil unserer Welt, den die meisten Leute schnell wieder vergessen.. übersehen.. oder einfach nicht wahrnehmen. All das um uns herrum ist  aufregend und jeden Tag anders, wie ein Abenteuer, das man immer wieder neu erlebt, immer mit einem anderen Ende. Man fühlt sich wie ein kleines Kind , Alles ist magisch und besonders. ER hatte einmal gesagt, dass wir uns sehr ähnlich wären. ER sagte, wir würden mehr sehen, als andere. Die Leute gehen durch die Welt und halten alles für selbstverständlich...sie hinterfragen nichts und sind völlig blind für echte Werte. Sie sehen nur das, was sie sehen wollen..Dinge, von denen sie nichts wissen oder die sie verunsichern, weil sie sie nicht kennen, geraten schnell in Vegessenheit. Diese Menschen werden für manches immer blind bleiben. Sie werden nie dasselbe erleben, wie Menschen, die wirklich SEHEN..... .Jeder wünscht sich das Gleiche für die Zukunft. Geld, Familie und einen guten Job. Glücklich sein ist in unserer Welt schon lange nicht mehr von Bedeutung. Das Glück ist untergegangen ..begraben unter dem Konsum, der Ignoranz und dem Egoismus, den einjeder and den Tag legt. ER hat mir einmal den Namen ''Seherin'' gegeben, ER mochte meine Art zu Denken..anders als meine  übrigen Mitmenschen. ER war der Erste, der wissen wollte, wer ich wirklich war. Meine Familie hatte das nie besonders interessiert. Normalerweise sollte die Familie dich am besten kennen...doch meine kennt mich überhaupt nicht. Ich hatte einmal versucht meiner Mutter zu erklären, was mich beschäftigt. Ich erzählte ihr von dem Mädchen im Spiegel, das so aussah wie ich , es aber nicht war...es trug Kleider, die ICH nie getragen hätte und es lächelte, obwohl MIR keineswegs nach Lächeln zumute war. Die Fremde, die sich dort spiegelte fühlte sich nicht an wie ICH. Sie werden nie verstehen, was wir sehen. Sie erden nie unsere Gedanken nachvollziehen können....Sie sind nicht wie wir! ..sie werden uns niemals so sehen können, wie wir wirklich sind!  Ich erzählte meiner Mutter auch von den vielen Stunden, die ich während des  Regens am Fenster verbrachte. Ich beobachtete, wie die schweren Tropfen mit einem dumpfen Schlag auf der Glascheibe auftrafen, um sich den  langen beschwerlichen Weg an der Fensterscheibe entlangzubahnen, hinab auf das Fensterbrett. Ich erzählte meiner Mutter, wie ich manchmal das Fenster öffnete, mit der Hand ein paar Tropfen auffing und sie langsam an meinem Arm hinabtropfen ließ, bis sie auf die Ablage platschten. Ich verbrachte fast jeden Regentag an meinem Fenster. Ich hatte damals wirklich gedacht, meine Mutter würde all diese Sachen auch wahrnehmen..Ich hatte gehofft, ich könnte meine Freude über diese Welt mit ihr teilen....ihr von den Wundern berichten, die mich jeden Tag aufs neue begeisterten. Damals war ich wirklich noch naiv genug, zu glauben, dass meine Mutter mich bedingungslos liebte, dass sie mit mir reden und mit mir lachen würde....so wie sie es früher immer getan hatte.
Früher...was bedeutet das eigentlich ? Für mich bedeutet  ´´ Früher `` heute genau das gleiche, wie ´´ als Papa noch da war `` . Meine Welt hatte sich mit dem Verschwinden meines Vaters unwiederruflich geändert. Als mein Vater noch da war hatten wir die Bezeichnung ´´ Familie`` noch verdient. Wir waren eine ganz normale Kleinstadt Familie, wie jede andere auch. Meine Eltern waren genauso überfürsorglich, und liebevoll wie jedes andere Elternpaar meiner Freunde. Wir machten jeden Sonntag Familienausflüge und aßen abends pünklich um 7 gemeinsam im Esszimmer. Meine Eltern brachten mich morgens zur Schule und holten mich pünklich wieder ab. Ich ging Mittwochs zu meiner Klavierstunde und Freitags zum Reiterhof. Später wurde mir klar, dass wir das perfekte Beispiel für die Klisheefamilie waren. Die perfekten Eltern, das perfekte Haus, die perfekte Tochter. Ich war immer gut in der Schule und hatte nie Probleme mit den anderen. Weder mit Lehrern noch mit Schülern. Ich trug die rosa Barbie Klamotten, die meine Mutter mir kaufte und ließ mir jeden Morgen die langen blonden Haare zu zwei ordentlichen Zöpfen pflechten. Von mir kam auch immer brav bitte und danke . Ich wurde von allen auf Geburtstagspartys eingeladen und jeder machte meinen Eltern Komplimente über ihre tolle Tochter. Das totale Klishee. Damals fiel mir nie auf, wie gezwungen das Lächeln meiner Eltern war und wie oft sie sich stritten. Meine Mutter sagte mir immer, dass zu Liebe immer Streit gehört und das sie sich nur so oft stritten, weil sie sich liebten. Heute weiß ich es natürlich besser. Bei meinem perfektem Leben brodelte es schon lange unauffällig unter der Oberfläche. Meiner Eltern versuchten den Anschein der super tollen Bilderbuch Familie zu wahren, Doch jedes mal, wenn meinem Vater wieder die Hand ausrutschte, bekam meine perfekte Welt einen gewaltigen Riss. Wenn meine Eltern stritten, verkroch ich mich in meinem Zimmer unter Omas Steppdecke. Ich nahm meinen Teddy und hielt ihn so fest ich konnte. Manchmal fing ich an, zu singen. Oma hatte einmal gesagt, dass Singen hilft, wenn man Angst hat. Also sang ich unter meiner Decke, bis meine Eltern wieder still waren. Lange Zeit wusste ich nicht, worüber sie sich stritten und eine Zeit lang war es mir auch vollkommen egal. Doch als ich älter wurde, wurde ich auch zunehmend neugieriger. Manchmal schlich ich mich die Treppe herunter, bis zum Arbeitszimmer meines Vaters, drückte mich an die Tür und lauschte. Meistens stritten sie sich über Geld, Rechnungen oder die Arbeit. Irgendwann aber begann meine Mutter meinen Vater einen Lügner zu nennen. Sie warf ihm vor, sie zu betrügen. Mein Vater hätte eine Andere und würde sich nicht einen Dreck um seine Familie scheren. Ich hatte meine Mutter all die Abende des Streites nie so aufgebracht und wütend gesehen, doch Mein Vater stritt jegliche Vorwürfe ab und warf mit furchtbaren Beleidigungen um sich. Einen kurzen Moment schrien sie sich an. Danach war es still im Arbeitszimmer. Ein lauter Knall und meine Mutter fing an zu schluchzen. Ich verkroch mich schnell hinter einer Blumenvase. Einen Moment später wurde die Tür aufgestoßen und meine Mutter stolperte hinaus auf den Flur. Ihr Gesicht sah weinerlich und aufgequollen aus. Auf ihrer Wange prankten die Spuren, der Wut meines Vaters.
So ging es die nächsten Wochen weiter. Mein Vater schlug zu und meine Mutter nahm es hin, als wäre sie selbst schuld. Ich werde nie verstehen, warum sie so tat, als wäre das völlig in Ordnung. Sie nahm meinen Vater in Schutz und verteidigte ihn, wenn ich sie über ihre geschwollene Wange ausfragte. Da fing ich an, sie zu hassen. Sie sagte, ich dürfte niemals über Die Abende in Vaters Arbeitszimmer reden..egal mit wem. Ich hätte sowieso mit niemandem reden können. Alle hielten meinen Vater für perfekt und unfehlbar. Niemand hätte sich vorstellen können, dass dem netten Familienvater von nebenan hin und wieder die Hand ausrutschen könnte. In den Augen der Leute wäre ich eine Lügnerin gewesen, eine ungezogene Tochter wohlmöglich. Eine Enttäuschung für ihre Eltern. und das durfte nicht passieren. Ich hatte Angst, dass wenn ich meinen Vater enttäuschte, er seine Hand einens Tages auch gegen mich erheben könnte. Zu dieser Zeit betete ich jeden Abend vor dem Schlafengehen zu Gott. Er möge meiner Mutter helfen und meinen Vater wieder normal machen. Ich war fest davon überzeugt, dass Gott mir hilft und alles wieder wie früher machen würde. Doch Gott antwortete nie auf meine Gebete. Mein Vater schlug weiterhin meine Mutter, ich verkroch mich weiterhin unter Omas Steppdecke und sang gegen meine Angst. Irgendwann hörte meine Mutter auf, meine Haare wie jeden Morgen zu pflechten und Mein Vater sagte mir vor der Arbeit nicht mehr aufwiedersehen. Alles fiel in sich zusammen und meine Perfekte Welt drohte zu zerbrechen. Mit der Zeit wurde ich immer schlechter in der Schule. Das interessierte meine Eltern jedoch nicht. Wenn ich mit meiner Mutter reden wollte, war sie beschäftigt und mein Vater verkroch sich den ganzen Tag auf der Arbeit. Es gab keine Sonntags Ausflüge mehr und irgendwann durfte ich nicht mehr zu meiner Klavierstunde. Als ich meiner Mutter von den Regentropfen zu erzählen versuchte, nannte sie mich eine Spinnerin. Sie sagte mir, dass ich diesen Blödsinn vergessen sollte. Seitdem hatte ich mich nicht mehr getraut, mit meiner Mutter zu reden. Sie hätte mir nicht zugehört. ER war der Einzige, der mir je zugehört hatte. Meine Eltern hörten mit der Zeit auf, miteinander zu reden. Sie stritten sich jedoch jeden Abend im Arbeitszimmer meines Vaters. Vielleicht wussten sie nicht, dass ich ihnen zuhörte....vielleicht doch. Wahrscheinlich war es ihnen egal. Meine Mutter sagte mir nicht mehr gute Nacht und ich bekam keine Umarmungen mehr. Mein Vater war immer weniger zuhause. Manchmal sah ich ihn mehrere Tage nicht. Meine Mutter wurde immer blasser und die Verletzungen immer deutlicher sichtbar. Sie versuchte sie mit Make-up abzudecken, was aber nicht wirklich half. Eigentlich könnte man sagen, das meine perfekte Welt zu diesem Zeitpunkt schon in Scherben lag, doch niemand wollte und konnte die unveränderbare Warheit aussprechen....nicht einmal ich selbst. Alles um mich herrum war grau und trostlos. Kein Lachen, kein Schreien, nicht einmal Streit. Meine Eltern vegetierten als leere Hüllen vor sich hin...und ich befürchte, das ich das Gleiche tat. Für mich hat nichts mehr eine wirkliche Bedeutung. Bis der Lichtblick im Grau kam.....bis ER kam.
Als ich 15 war, entdeckte ich, dass ich von meinem Zimmerfenster aus direkt auf die Veranda klettern konnte. Also haute ich einfach ab, als bei meiner Familie wieder Schweigen die Oberhand gewann. Die Veranda war beleuchtet und von meinem Fenster aus war es nur ein halber Meter bis in die sichere Freiheit. Also kletterte ich über das Fensterbrett und lief in den Wald. Meine Eltern bemerkten es nicht, oder es war ihnen egal. So wie alles andere auch. Von unserem Haus aus war es nicht weit bis zu Wald und obwohl ich wusste, dass ich nicht in den Wald durfte, wenn es dunkel ist, tat ich es trotzdem. Der Mond schien hoch über den Baumkronen und tauchte den Wald in ein silbriges Licht. Für mich hatte dieser schimmernde Anblick schon immer etwas magisches, seitdem ich denken kann. Also legte ich mich mitten auf eine Lichtung und beobachtete den klaren Himmel. Nicht ein einziger Stern war zu sehen und die Nachtluft strich kühl über meine Haut. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich nicht eingeengt und bedrückt. Es war absolut still. Das einzige Geräusch, das ich erkennen konnte, waren die Äste, die im aufbauschenden Wind leise knarrten. Eigentlich hätte mir kalt werden müssen, da ich bestimmt schon eine Ewigkeit vollkommen still dort lag. Aber mir war weder kalt noch unheimlich zu mute obwohl ich alleine auf einer einsamen Lichtung im Gras lag. Und ich wunderte mich nicht darüber. Nach langer Zeit des genießen und träumens fühlte ich mich restlos glücklich und erfüllt. Zu diesem Zeitpunkt brauchte ich weder Eltern noch irgendetwas Anderes. Das Gras war überraschend weich und strich mir sanft über die nackten Arme. Ein Windhauch wirbelte meine Haare anmutig durch Luft und ließ sie im silbrigen Mondlicht fast weiß erscheinen. Ich schloss meine Augen und stellte mir vor, ich würde für immer dort liegen bleiben. Würde mich jemand vermissen? Würde jemand nach mir suchen? Oder würden mich alle gleich vergessen? Wären sie vielleicht sogar froh mich los zu sein? Die darauffolgenden Minuten ließ ich meine Gedanken weit über mein plötzliches Verschwinden hinaus wandern. Welche Farbe würde mein Sarg haben, wenn ich wirklich gehen würde? Würde man mich überhaupt finden? ..alleine auf der einsamen Lichtung. Mitten im dunklen, verlassenen Wald hinter unserem Haus. Das würde meine Eltern wahrscheinlich auseinanderreißen, denn ich wusste genau, dass ich der einzige Grund war, warum meine Eltern noch zusammen lebten. Ich, und das Bild der perfekten Familie, das schon lange nicht mehr als eine Illusion war. Als ich meine Augen das nächste mal öffnete, stand der Mond hoch am Himmel und die Lichtung erstrahlte in hellem, weichen Licht. Darauf hatte ich gewartet. Deshalb war ich hierher gekommen. Dieser Anblick war jedes Anschweigen zuhause wert. Ich stand langsam auf und stellte mich genau in die Mitte der Lichtung. Nun war der Mond genau über mir und ich fing an, mich zu drehen. immer schneller. Meine Haare, die wieder wie weiß leuchteten, wurden in die Luft gehoben und einzelne Strähnen glitzerten wie der Mond selbst. Fächerartig breitet sich meine weiße Mähne um mich herrum aus. Sie waren zwar blond, scheinen aber im licht oft eine unterschiedliche Farbe zu haben. Doch auf der Lichtung im Mondschein, war all das egal. Hier war nur ich. Niemand sonst. Niemand, der mir sagen konnte, was die perfekte Tochter tun würde und niemand, der mir sagen konnte, was das Beste für mich sei. Das konnte ich immer noch am besten beurteilen....Niemand hatte mich je wirklich gekannt. Nicht einmal meine eigenen Eltern. Ich drehte mich immer weiter. Freudeslaute stiegen in meiner Kehle auf und bahnet sich ihren Weg in die Freiheit. Ich jauchzte und kicherte. Mir war egal, ob mich jemand so sehen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war mir alles egal. Es gab nur mich, den Wind und das weiche Gras unter meinen Füßen. Irgendwann stolperte ich und fiel in eine weiche Kuhle in der Mitte der Lichtung. Hier würde ich bleiben, versprach ich mir. Ich dachte an meine Mutter, und daran, dass mein Vater sie wie immer Ignorieren würde. Und sie  würde ihren Kummer in Medikamenten und Alkohol ertränken. Wie sie es jedes Mal tat.
Ich war mitten in einem Tagtraum über ein Leben ohne Sorgen, als sich der Himmel plötzlich verdunkelte. Nein, der Himmel wurde nicht dunkel...vielmehr war nun etwas zwischen mir und meiner schönen Aussicht . Kein Etwas, wie ich bemerkte..sondern ein ER. Ich lag im Gras und ER ragte groß über mir auf, und schaute mich nur an. ER war blass, hager und musterte mich aus silbergrauen augen. ER hatte hohe Wangenknochen und lange, dunkle Haare, die schwarz schimmerten. Ich merkte, dass ich die Luft angehalten hatte und schluckte schwerfällig. ´wer bist du ?` Mehr als ein Flüstern brachte ich nicht zustande. Es schein, als ob der ganze Wald den Atem anhalten würde. Kein Baum knarrte und der Wind war nicht mehr als eine Erinnerung auf meiner Haut. Ich hätte mich unter seinem stechenden Blick unwohl fühlen müssen, doch ich war vollkommen ruhig. Es war, als würde mein Verstand mich dazu zwingen, seinen Blick zu erwiedern..als hätte ich überhaupt keine Wahl. ER ließ sich neben mir ins Graß fallen, ohne den Blick von mir zu nehmen, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln. Ich wand den Blick ab und schate stattdessen wieder in den Himmel. Der Wind setzte wieder ein und ich schloss die Augen. Ich konnte förmlich spüren, dass er mich beobachtete. Ein plötzlicher Windstoß ließ mich frieren und ich öffnete reflexartig meine Augen. Mir fiehl ein, dass ich keine Antwort bekommen hatte und ich war mir sicher, dass er meine Frage verstanden hatte. ´Meine Name ist nicht von Bedeutung´, flüsterte er in genau dem gleichen Moment. ER strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, küsste mich auf die Stirn und lief auf das Ende der Lichtung zu. Kurz, bevor ihn die Dunkelheit verschlang, drehte ER sich nocheinmal zu mir herrum, die spur eines Lächelns lag ihm auf den Lippen. ´Du solltest besser nach Hause gehen, bevor dir etwas passiert.´ Ich sah ihn an und fragte mich gerade, ob es peinlich wäre, ihn zu fragen, ob ich ihn weidersehen würde. Als hätte er meine Gedanken gelesen, drehte er sich um und ließ sich seine schwarzen Haare ins Gesicht fallen. ´Wir werden uns wiedersehen Ariella !`. Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit. Ich sah ihm sprachlos hinterher. Woher zum Teufel kannte er meinen Namen ? Und meinte er das, sie würden sich wiedersehen ? Der Wald schien erleichtert aufzuatmen. Der Wind strich wieder durch meine Haare und die Bäume knarrte wieder um die Wette, während ich bewegungslos auf dem Waldboden saß. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich niemals gedacht, dass ich soebend eine Person kennengelernt hatte, die mein Leben für Immer verändern würde.
Joelle Hascher

Die Turmuhr im Dorf schlug gerade punkt Mitternacht, als du mich fandest. Die Lichtung lag verlassen in der Dunkelheit. Allein die Mitte, umgeben von großen Eichen und erleuchtet durch den Vollmond, der zwischen den Baumkronen hindurch schien, war zu sehen. Und zu genau dieser Stelle hatte es mich gezogen.
 `` Aufgebracht war ich durch die verlassenen Straßen geirrt, auf der Suche nach etwas, das meine Gedanken ordnen und mich beruhigen würde. Meine Suche war erfolglos geblieben. Verzweiflung ergriff mich und gleichzeitig bahnte sich die Verwirrung ihren Weg in meine Gedanken. Ich war verwirrt, weil ich nicht wusste wonach ich suchte und trotzdem spürte, dass ich es um jeden Preis finden musste. Meine Schritte waren schneller geworden und bald rannte ich . Ich rannte vor meinen Gedanken davon. Zum Teil, weil sie mir Angst machten. Ganz bestimmt auch, weil ich versuchte, die wachgewordenen Erinnerungen zurück unter die Oberfläche zu drücken. Sie mit Verdrängung zu ersticken und unschädlich zu machen, bevor sie mich ergreifen und festhalten konnten. Ich rannte davon. Ohne darauf zu achten, wohin ich lief. Meine Flucht endete im Wald und der Wind flüsterte mir durch die Bäume ein Wilkommen zu. Rascheln und Knistern störten mich nicht weiter. Meine Finger krallten sich wie von selbst in die zerfurchten Baumrinden und meine Zehen gruben sich tief in die mit Gras durchwachsene Erde. So trieb mich der Wind über die Pfade von Wanderern und Spaziergängern. Bis ich die Lichtung fand. Wie, als wenn das Licht mich an der Hand fasste und zu sich zog, trieb es mich bis zur Mitte. Ich ließ mich fallen und ein weiches Moßbett fing mich auf. ´´
Die Turmuhr im Dorf schlug gerade punkt Mitternacht, als du mich fandest. Die Lichtung lag verlassen in der Dunkelheit. Allein die Mitte, umgeben von großen Eichen und erleuchtet durch den Vollmond, der zwischen den Baumkronen hindurch schien, war zu sehen.  Dort entdecktest du mich. Ich hatte die Augen geschlossen und meine weißblonden Haare waren wie ein Fächer um meinen Kopf  ausgebreitet. Der Wind strich über meine Augen und ließ mein weißes Kleid schweben. Du sagtest mir, dass ich wie ein Engel ausgesehen hatte. Du nanntest meine Haare magisch. Du sagtest, dass du mich gesucht hattest aber gleichzeitig nicht gewusst hattest, dass du überhaupt suchst. In dem Moment wusste ich, wonach ich mich gesehnt hatte. Nach dir. Ich war dein. Und das wusstest du. Ich habe es in deinen Augen gesehen. Du sagtest, dass du mir helfen könntest. Das du genau wüsstest, was ich brauche. Das ich mich nach Erlösung sehnen würde. Genau wie du. Das wir füreinander geschafen wären und dass  das Schicksal uns in dieser bedeutungsvollen Nacht zusammengeführt hatte. Um Punkt Mitternacht. Unter dem Vollmond. Die Eichen als stumme Beobachter. Du flüstertest mir zu, dass ich mich nicht weiter quälen müsse. Jetzt nicht mehr. Du hattest es vorbereitet nicht wahr? Du hattest estwas geahnt oder nicht?

Die Turmuhr im Dorf schlug gerade punkt Mitternacht, als du mich fandest. Die Lichtung lag verlassen in der Dunkelheit. Allein die Mitte, umgeben von großen Eichen und erleuchtet durch den Vollmond, der zwischen den Baumkronen hindurch schien, war zu sehen.  Dort nahmst du mir meine Stimme. Meine Verzweiflung und meine Verwirrung. Du volbrachtest, was mir verwehrt geblieben war. Du löschtest alle quälenden Gedanken und Erinnerungen aus, ohne mir meinen freien Willen zu nehmen. Machtest mich Leicht. Ohne Ballast wirst du fliegen. Die Flügel ausbreiten und die Seele schweben lassen. Das sagtest du zu mir, bevor du mich erlöstest. Du würdest mir nicht das Leben nehmen, versichertest du mir, denn was würde das Leben bedeutet, wenn man soweiso schon innerlich tot sei? Wenn die Erinnerungen einen auffraßen und die eigen Sünden das Denken infizierten. Du fragtest mich, ob es dann noch etwas gab, für das es sich zu leben lohnte. Du wartetest auf eine Antwort von mir. Ein Zeichen, dass doch nicht alles verloren war. Doch ich konnte dir keines geben. Das wusstest du, nicht wahr? Deswegen hattest du mich ausgewählt, richtig?
Die Turmuhr im Dorf schlug gerade punkt Mitternacht, als du mich fandest. Die Lichtung lag verlassen in der Dunkelheit. Allein die Mitte, umgeben von großen Eichen und erleuchtet durch den Vollmond, der zwischen den Baumkronen hindurch schien, war zu sehen. Du legtest die Hände um meinen Hals und lächeltest mich gnadenvoll an. Dann drücktest du zu. Die Gedanken wirbelten durch meinen Kopf und ich hatte das Gefühl, als würde sie mich zerreißen. Gleichzeitig mit dem Turmschlag zu Mitternacht breitet ich die Flügel aus und flog. Ich verließ die Lichtung und alles, was mich zu Boden gezogen hatte. Ich war frei und ließ meine Seele schweben.
Später würde man dich anklagend fragen, wie du so etwas tun konntest. Doch du würdest fragen , ob es Mord sei, wenn die Seele bereits tot ist.


Joelle hascher

Freitag, 21. Dezember 2012


     Never

I thought I loved you
but nothing was real
I was hoping to 
never explain what I feel

And after hours and hours
 of remebering the past
I slowly realized 
that nothing will last

We were never ment for each other
but noone can see
we will never know love
not you and not me 

(Joelle Hascher)


Freitag, 14. Dezember 2012


                                Pinke Scherben
     Die Kälte brannte auf Ellas Haut und ihr Atem stieg in weißen Nebelwölkchen in den grau  verhangenen Himmel. Ihre Schuhe hallten laut auf dem Betonfußboden der Straße und ihr Mut schwand, mit jedem Schritt, den sie tat.  Hatte sie ehrlich geglaubt dass sie das hier alleine schaffen könnte? Sie wusste, dass sie Jemandem hätte Bescheid sagen müssen, aber aus einem Impuls heraus verschwieg sie sogar Alex diese Entscheidung. Sie war schuld an all dem und sie wusste, dass Alex versuchen würde, sie zu schützen. Doch das konnte sie nicht zulassen. Sie hatte eine Entscheidung getroffen und nun musste sie mit den Konsequenzen leben. Ellas Mut war nun komplett verloren gegangen. Genauso wie ihre Gelassenheit. Sie rang mit sich. Sollte sie reingehen? Oder sollte sie zu Alex zurückgehen und vergessen was passiert war? ...Nein...Das konnte Ella nicht. In dieser Fabrik, die groß und bedrohlich vor ihr aufragte, könnte ihre Chance auf eine Zukunft ohne All das liegen. Und das war doch was sie wollte oder? Noch bevor sie eine weitere Sekunde zögern konnte, schritt sie, der Übelkeit in ihrem Magen zum Trotz, auf die Stufen, die zu der verlassenen Fabrik führten. Die schwere Stahltür fiel laut hinter ihr ins Schloss. Das Licht der Glühbirne, die an der Decke hing, flackerte. Kälte kroch durch ihre Kleider, bis in ihr Innerstes. Würde es nicht um Alex gehen, wäre sie schon längst umgekehrt. Doch das würde alles nur noch schlimmer machen. Ella atmete tief ein, um ihre Gedanken und ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen. Der Gang, auf den sie nun schritt, war nur teilweise beleuchtet und bot einen erschreckenden Anblick. Sie hörte das Summen der Glühbirnen. Doch nicht nur das. Als Ella ihre Schritte verlangsamte und näher an die Wand trat, vernahm sie das leise rattern von Maschinen. Dann stimmt es also, was sie vermutet hatte. Die Fabrik war nicht stillgelegt worden. Sie legte die Hände flach auf die Wand und lauschte angestrengt. Die Wand vibrierte unter ihren Handflächen und sie hörte Stimmen, die miteinander sprachen. Sie fluchte leise. Auf Wiedersehen Vorsätze. Sie hatte Angst, die Anderen würden sie bemerken und so flüchtete sie über den dunklen Korridor zurück zum Eingang der Fabrik. Sie griff nach der Tür. Doch jemand hatte sie abgeschlossen. Ella wurde übel. Das bedeutete sie wussten, dass sie hier war. Sie drehte sich um und  suchte mit ihren Augen die Umgebung ab. Kahler Beton. Staub und Müll. Doch niemand, der sie beobachtete. Ella ließ den Türgriff los und sprintete durch den Gang rechts von ihr, auf die Seitentür zu. Doch auch die war verschlossen. Ella traten Tränen der Verzweiflung in die Augen. Wie konnte sie nur so dumm sein, abends alleine in eine verlassene Fabrik zu gehen. Sie wusste die Antwort. Sie wollte Alex helfen. Aber sich wegschleichen und einsperren zu lassen half nicht besonders weiter. Die Fensterscheiben, an denen sie vorbeischlich, waren zerbrochen und gaben den Blick auf die Straße, über die sie gekommen war, frei. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Die Straße war leer. Hatte sie nicht ihren Golf dort geparkt? Ella stieg auf eine Holzkiste unter dem Fenster, um auf die ganze Straße im Blick zu haben, und wäre fast wieder herunter gekippt. Sie war sich ganz sicher, das Auto dort abgestellt zu haben, Alzheimer war definitiv nicht eines ihrer Probleme. Ihr Auto war weg. Ella stieg von der Holzkiste und suchte in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel, doch auch er war nicht zu finden. Was wurde hier gespielt? Das konnte doch nicht sein. Hatte sie die Schlüssel etwa verloren? Aber wo war dann ihr Auto? Ella versuchte das Zittern zu stoppen, das bereits von ihrem gesamten Körper Besitz ergriffen hatte. Sie fummelte nervös an der Kette herum, die um ihren Hals hing und versuchte sich mit positiven Gedanken zu beruhigen. Ella umfasste den Anhänger fester und trat in einen grün gefliesten Raum, der als Durchgang diente. Sie war schon fast an der Tür, als sie Stimmen hörte. Jemand redete. ,, Sie muss hier irgendwo sein. Abhauen kann sie nicht !`` Jemand kicherte. ,, Sie ist selbst Schuld ! Es war ihre Entscheidung Rick in den Knast zu bringen, jetzt muss sie dafür bezahlen! `` Ellas verschluckte sich fast. ,, Sie hat es wegen Alex getan. Das naive, verliebte Ding. Die rosarote Brille hat sie blind gemacht! Sie konnte nicht klar denken! ``. Ella holte tief Luft. Vielleicht würde sie ja doch hier rauskommen. Es knallte laut. Einer von ihnen hatte etwas mit voller Wucht zu Boden gerissen, oder jemanden. ,, Es interessiert mich nicht ob sie keine Ahnung hatte. Sie wusste was auf dem Spiel stand und trotzdem hat sie gegen Rick und mich ausgesagt. Ich hatte Glück, dass sie mir nichts nachweisen konnten, sonst würde ich jetzt auch mein ganzes Leben sitzen.`` Ellas Beine gaben unter ihr nach und sie fiel auf die Knie. Tränen tropften von ihren Wangen auf ihr T-Shirt. ,, Ich will, das sie Bezahlt !! `` Schrie er. ,, Sie soll leiden, genauso, wie wir leiden mussten, weil sie uns die verdammte Polizei auf den Hals gehetzt hat! ``  Sie hatte es damals für richtig gehalten, zur Polizei zu gehen doch Alex war nicht gerade begeistert gewesen und als einer der Angeklagten in dem danach folgenden Prozess freigesprochen wurde, war ihnen klar gewesen, dass sie nun in der Klemme steckten. Seitdem hatte Sie regelmäßig Drohbriefe erhalten, die sich anhörten, als wären sie einem Buch über Foltermethoden entsprungen. Wäre sie doch nie auf die Party von Alex Bruder gegangen. Noch etwas wurde brutal auf die Fliesen geschleudert. Ella hatte nun begriffen, dass sie nicht einfach so würde abhauen können. Sie riss sich zusammen und versuchte mühsam wieder auf die Beine zu kommen. Sie war wacklig, aber sie stand gerade. Langsam setzte sie einen Fuß nach dem anderen zurück, um so schnell wie möglich zu einem weit entfernten Fenster zu kommen. Sie wusste, dass wenn sie es zerschlagen würde, sie es hören konnten. Doch je weiter weg,  desto kleiner die Chance, dass sie sie einholen würden. Ella rannte so leise sie konnte die schier endlosen Gänge entlang. Doch sie achtete nicht darauf, wohin sie lief. Sie trat auf ein Metallgitter, das bei jedem Schritt laut schepperte. Als sie es merkte war es schon zu spät. ,, Lauft ! sie darf nicht abhauen! ``Schrie jemand, nicht weit von ihr entfernt. Ella wurde hysterisch und suchte verzweifelt nach einem Ausweg, obwohl sie wusste, dass es keinen gab, doch sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Sie rüttelte an Türen, doch keine von ihnen ließ sich öffnen. Sie hörte, wie sie näher kamen und versteckte sich schnell hinter ein paar Kisten, die an der Wand standen. Sie kamen in den Raum und endlich konnte sie die Männer sehen, die sie unter dem Vorwand, die Sache ruhig zu klären bevor Alex etwas passiert, hierher gelockt hatten. Es waren vier. Zwei von ihnen kannte sie nicht, doch der Mann in der Mitte ließ ihr den Atem stocken. Sie hatte es zwar schon vermutet doch nun hatte sie Gewissheit. Vale. Er war derjenige, den sie fast ins Gefängnis gebracht hätte. Die Narbe, die sich von seinem rechten Auge bis zum Kinn zog, hatte der Polizei geholfen, ihn zu identifizieren. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Er und Rick waren plötzlich auf der Party von Alex Bruder aufgetaucht und hatten ihn danach wegen Geldschulden eine Szene gemacht. Ihn alleine und halbtot  in einer dreckigen Gasse liegen lassen. Sie war die Einzige, die es beobachtet hatte. Und sie war sofort zur Polizei gelaufen. Sie hatte sich nur gewundert, dass Alex sie davon abhalten wollte, obwohl es sein Bruder war, der wenig später im Krankenhaus starb. Vale´s Gesicht war angespannt, lockerte sich jedoch deutlich, als der Mann, den Ella bisher nicht hatte sehen können, neben ihn trat. Ella zuckte zusammen und ihr Atem gefror in ihren Lungen zu Eis, das sich bis tief in ihr Innerstes bohrte. Alex. Wie konnte das sein? War er ihr gefolgt, um sie zu retten? Aber Vale behandelte ihn wie einen Freund. Ella traute ihren Augen nicht als die Beiden sich angrinsten. ,, Es dauert zu lange, sie zu suchen.`` sagte er zu Alex und der antwortete mit einen verschlagenen Lächeln. ,, Kein Problem! `` sagte er und zog sein Handy aus der Tasche. Sie war viel zu verwirrt um zu reagieren. Ihre Gefühle und Gedanken fuhren Achterbahn. Sie war überrascht, verletzt und sie wurde wütend. Ella war nur für ihn in diese verfluchte Fabrik gekommen. Und er hatte es gewusst. Er hatte die ganze Zeit alles  gewusst und sie nach Strich und Faden belogen. Alex hielt sich das Handy ans Ohr und erst jetzt begriff sie, was er vorhatte, doch es war zu spät. Ihr Handy trällerte laut die Melodie von Tom&Jerry. Ella versuchte verzweifelt ihr Handy auszuschalten, doch sie waren zu nah. Vale und Alex schauten sich an und lächelten. Die beiden Männer, die sie nicht kannte, kamen auf sie zu und zogen sie mit Gewalt von den Kisten weg. Ella versuchte sich zu wehren und schlug um sich, traf jedoch nur die Luft. Die Männer hielten sie fest und Alex trat auf sie zu. ,, Du hättest das mit meinem Bruder nicht sehen sollen. Es lief doch so gut mit uns, aber dann hattest du diese grandiose Idee zur Polizei zu gehen. Wie dumm kann man eigentlich sein? War dir etwa nicht klar, dass du dadurch noch viel mehr Probleme bekommen würdest? `` fragte er. Sie starrte ihn an. Viel zu entsetzt um reden zu können. ,, Du steckst da mit drin?´´ Fragte sie wütend. Sie drückte ihre Hände zusammen, bis die Fingerknöchel weiß wurden. Der Schmerz lenkte sie von dem stechenden Verrat ab. Alex legte die Hände an ihre Wangen und küsste sie auf die Stirn. Ella versuchte sich seinen Griff zu entziehen doch Alex ließ sie los und schenkte ihr einen Blick, der ihren Verstand in die Knie zwang. Das wars, dachte Ella. Die rosarote Brille, hatte sie wirklich blind gemacht. Blind für das offensichtliche. Sie war so naiv gewesen. Doch nun war die Scheibe, die alles in ein kitschiges Pink getaucht hatte, zerbrochen. Und die Scherben würden ihr Untergang sein. Sie hob den Blick und schaute flehend in Alex blaue  Augen, die ihr so vertraut waren. Das kann doch nicht alles gewesen sein oder?   

(Joelle Hascher)

Freitag, 21. September 2012

hilf mir

'' Ich muss mit dir reden...'' 

Sie zuckte zusammen und ließ beinahe das Glas fallen, das sie gerade spülte. Er sah es, blieb aber aufrecht im Türrahmen stehen. Er merkte, dass sie ihn nicht ansehen wollte, aber er konnte nicht länger überspielen, was ihm schon die ganze Woche auf dem Herzen lag. Das Glas, dass sie fest umklammert hielt, begann zu zittern. Nur das Ticken der Küchenuhr über der Anrichte war zu hören. Ihre Hand hätte das Glas höchst wahrscheinlich zusammengedrückt, wenn das möglich gewesen wäre. Die Fingerknöchel waren bereits weiß. Sie holte zittern Luft und schaute ihm das erste Mal in die Augen. '' Ok '' Mehr bekam sie nicht heraus. In ihren Augen spiegelte sich seine Angst. Die Angst davor, das auszusprechen, was beide wussten, aber nicht hören wollten. Er musste es endlich laut sagen. Es erschien ihm unmöglich, diese Entscheidung noch einen weiteren Tag mit sich herum zu tragen, ohne sich jemanden anzuvertrauen. Er war sich sicher, dass sie wusste, was er zu sage hatte. Er konnte die Panik in ihrem Blick erkennen. Und er verstand sie dieses Mal sogar. Ihm ging es nicht anders. Die Küchenuhr schlug Punkt 6. Er wand den Blick von ihr ab und verschwand ins Wohnzimmer. Die dicke Holztür fiel schwer hinter ihm ins Schloss. Laut stieß sie die Luft aus, die sie unbemerkt angehalten hatte. Ihr Blick ruhte noch immer auf der unregelmäßigen Oberfläche der Tür, an der er gerade noch gelehnt hatte. Sie wollte nicht mit ihm reden. Überhaupt nicht. Sie hatte bereits Anfang der Woche mitbekommen, dass er über etwas nachdachte.Noch nie hatte er sie schlicht ignoriert, wenn sie ein Gespräch anfing. Sie wusste genau, worüber er reden wollte. Er hatte sie abgewiesen, wann immer sie seine Nähe gesucht hatte. Mit ihr geredet hatte er auch nicht mehr. Kein einziger Kuss, seit Anfang der Woche. Ihre Ehe hatte man noch nie wirklich als Leidenschaftlich bezeichnen können aber so kalt und emotionslos war er ihr noch nie begegnet. Das gab ihr zu denken. Jeden Tag grübelte sie darüber nach, was ihn so beschäftigte. Mittwoch kamen ihr die absurdesten Theorien in den Sinn, was er hinter ihrem Rücken wohl anstellen könnte. Ab dem Zeitpunkt bekam sie Angst. Wirkliche Angst. Die Panik suchte sie sogar in ihren Träumen heim. Mitten in der Nacht wachte sie schweißüberströmt auf, nur um festzustellen, dass der Platz, neben ihr leer war. 

Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie und holte sie brutal in die Realität zurück. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie bereits weiterspülte. Das Glas war zerbrochen und sie spülte nun die blutigen Scherben. Die Uhr tickte und sie merkte, dass der Fernseher nicht mehr lief. Die schwere Holztür schwang auf und er trat an die Spüle. Sie starrte noch immer auf ihre Hände, in denen die roten Scherben lagen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit war auf das Blut gerichtet, das nun in einem feinen Rinnsal ihren Arm hinablief. Das Verlangen, die Scherben noch weiter in ihre Haut zu drücken, war überwältigend. Die roten Linien hypnotisierten sie und sie griff nach einer spitzen Scherbe, setzte sie an ihrem Handgelenk an und wollte zudrücken...
Er riss ihre Hand weg, und schmiss die Scherbe zurück in die Spüle. Ihre Wunde umwickelte er mit einem Tuch. Sie wollte es wegziehen. Das Blut sehen. Doch er hielt ihre Hände fest umklammert. Sie hob zögernd den Blick. Er hatte Angst. Angst um sie. '' Tu das nicht...bitte !! '' Er sah gequält aus. Als hätte sie ihn verletzt anstatt sich selbst. Er fasste sich ein Herz. Wenn nicht jetzt dann würde er nie den Mut haben, es auszusprechen. '' Du brauchst Hilfe...dringend. '' Sie erstarrte und Panik sprach aus ihren Augen. Sie hatte Angst, aber er auch. er litt darunter. Sie war danach immer erleichtert aber je größer der Stress desto tiefer gingen die Schnitte. '' Was hättest du getan, wenn ich nicht gekommen wäre ?'' Er war nun komplett aufgelöst.'' Das muss aufhören! '' . Sie zitterte und ihre Gedanken rasten. Er begann sanft über ihren Arm zu streichen. Ihre Atmung beruhigte sich langsam und sie sah zu ihm auf. Er zog sie in seine Arme und sie konnte seinen warmen Atem an ihrem Hals spüren. Sie vergrub den Kopf an seiner Brust und ließ den Tränen freien Lauf. '' Ich werde dir Helfen. Es wird alles wieder gut. Ich verspreche es !'' flüsterte er in ihr Haar und diesmal glaubte sie ihm sogar.


(Joelle Hascher)