Dexter

Dexter
I'm not a princess...I'm a Khaleesi!

Freitag, 21. September 2012

hilf mir

'' Ich muss mit dir reden...'' 

Sie zuckte zusammen und ließ beinahe das Glas fallen, das sie gerade spülte. Er sah es, blieb aber aufrecht im Türrahmen stehen. Er merkte, dass sie ihn nicht ansehen wollte, aber er konnte nicht länger überspielen, was ihm schon die ganze Woche auf dem Herzen lag. Das Glas, dass sie fest umklammert hielt, begann zu zittern. Nur das Ticken der Küchenuhr über der Anrichte war zu hören. Ihre Hand hätte das Glas höchst wahrscheinlich zusammengedrückt, wenn das möglich gewesen wäre. Die Fingerknöchel waren bereits weiß. Sie holte zittern Luft und schaute ihm das erste Mal in die Augen. '' Ok '' Mehr bekam sie nicht heraus. In ihren Augen spiegelte sich seine Angst. Die Angst davor, das auszusprechen, was beide wussten, aber nicht hören wollten. Er musste es endlich laut sagen. Es erschien ihm unmöglich, diese Entscheidung noch einen weiteren Tag mit sich herum zu tragen, ohne sich jemanden anzuvertrauen. Er war sich sicher, dass sie wusste, was er zu sage hatte. Er konnte die Panik in ihrem Blick erkennen. Und er verstand sie dieses Mal sogar. Ihm ging es nicht anders. Die Küchenuhr schlug Punkt 6. Er wand den Blick von ihr ab und verschwand ins Wohnzimmer. Die dicke Holztür fiel schwer hinter ihm ins Schloss. Laut stieß sie die Luft aus, die sie unbemerkt angehalten hatte. Ihr Blick ruhte noch immer auf der unregelmäßigen Oberfläche der Tür, an der er gerade noch gelehnt hatte. Sie wollte nicht mit ihm reden. Überhaupt nicht. Sie hatte bereits Anfang der Woche mitbekommen, dass er über etwas nachdachte.Noch nie hatte er sie schlicht ignoriert, wenn sie ein Gespräch anfing. Sie wusste genau, worüber er reden wollte. Er hatte sie abgewiesen, wann immer sie seine Nähe gesucht hatte. Mit ihr geredet hatte er auch nicht mehr. Kein einziger Kuss, seit Anfang der Woche. Ihre Ehe hatte man noch nie wirklich als Leidenschaftlich bezeichnen können aber so kalt und emotionslos war er ihr noch nie begegnet. Das gab ihr zu denken. Jeden Tag grübelte sie darüber nach, was ihn so beschäftigte. Mittwoch kamen ihr die absurdesten Theorien in den Sinn, was er hinter ihrem Rücken wohl anstellen könnte. Ab dem Zeitpunkt bekam sie Angst. Wirkliche Angst. Die Panik suchte sie sogar in ihren Träumen heim. Mitten in der Nacht wachte sie schweißüberströmt auf, nur um festzustellen, dass der Platz, neben ihr leer war. 

Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie und holte sie brutal in die Realität zurück. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie bereits weiterspülte. Das Glas war zerbrochen und sie spülte nun die blutigen Scherben. Die Uhr tickte und sie merkte, dass der Fernseher nicht mehr lief. Die schwere Holztür schwang auf und er trat an die Spüle. Sie starrte noch immer auf ihre Hände, in denen die roten Scherben lagen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit war auf das Blut gerichtet, das nun in einem feinen Rinnsal ihren Arm hinablief. Das Verlangen, die Scherben noch weiter in ihre Haut zu drücken, war überwältigend. Die roten Linien hypnotisierten sie und sie griff nach einer spitzen Scherbe, setzte sie an ihrem Handgelenk an und wollte zudrücken...
Er riss ihre Hand weg, und schmiss die Scherbe zurück in die Spüle. Ihre Wunde umwickelte er mit einem Tuch. Sie wollte es wegziehen. Das Blut sehen. Doch er hielt ihre Hände fest umklammert. Sie hob zögernd den Blick. Er hatte Angst. Angst um sie. '' Tu das nicht...bitte !! '' Er sah gequält aus. Als hätte sie ihn verletzt anstatt sich selbst. Er fasste sich ein Herz. Wenn nicht jetzt dann würde er nie den Mut haben, es auszusprechen. '' Du brauchst Hilfe...dringend. '' Sie erstarrte und Panik sprach aus ihren Augen. Sie hatte Angst, aber er auch. er litt darunter. Sie war danach immer erleichtert aber je größer der Stress desto tiefer gingen die Schnitte. '' Was hättest du getan, wenn ich nicht gekommen wäre ?'' Er war nun komplett aufgelöst.'' Das muss aufhören! '' . Sie zitterte und ihre Gedanken rasten. Er begann sanft über ihren Arm zu streichen. Ihre Atmung beruhigte sich langsam und sie sah zu ihm auf. Er zog sie in seine Arme und sie konnte seinen warmen Atem an ihrem Hals spüren. Sie vergrub den Kopf an seiner Brust und ließ den Tränen freien Lauf. '' Ich werde dir Helfen. Es wird alles wieder gut. Ich verspreche es !'' flüsterte er in ihr Haar und diesmal glaubte sie ihm sogar.


(Joelle Hascher)